2013 · Gala-Konzert bei den 11. Thurn-und-Taxis-Schloßfestspielen

Das einzige – einzigartige – Konzert des Jahres 2013 am 20. Juli 2013 im Hof des Schlosses St. Emmeram mitten in Regensburg an einem hochsommerlichen Samstagabend. Ein authentischer Bericht von einem, der auszog, Udo Jürgens zu erleben ( Programmfolge):

Konzertbericht

2.858 Festspielbesucher (und -innen) erlebten einen in jeder Hinsicht solitären Abend mit Udo Jürgens bei den Schloßfestspielen Thurn und Taxis

Eingeladen hatte die Haus- und Schirmherrin Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, zu den elften Festspielen bei sich zu Hause, veranstaltet (und daher nicht ganz billiger kostenpflichtiger Eintritt) von Reinhard Söll / Odeon Konzerte. Dementsprechend fürstlich-festlich und in höchstem Maße gastfreundlich präsentierten sich Schloßgarten, Schloß und Schloßhof Emmeram in der Regensburger Altstadt – bei ebenso fürstlichem Wetter. Der blaue Himmel strahlte mit der Abendsonne um die Wette und ein leichter Wind erfrischte von der Hitze des Tages, die schon mehrere Tage in Folge über 30°C gelegen hatte.

Den Konzertbesuchern (und -innen) zauberte dieses unvergleichliche Ambiente durchweg ein Lächeln ins Gesicht, was sie in ihren sommerlich-festlichen Konzertbekleidungen (die Männer etwas mehr bekleidet, die Frauen etwas weniger) umso freundlicher strahlen lies. Am einfachsten hatte es sich Fürstin Gloria gemacht, indem sie im schlichten hellblauen Abendkleid – Stil 1950er – daherkam, mit goldener Brosche, gegen die Sommerabendkühle ein weiße Stola und für das gewisse Etwas eine weiße Perlenkette und ebensolche Handschuhe tragend. Die meiste Zeit verbrachte sie auf "ihrem" Platz, erste Reihe Mitte, was sich als sehr vorteilhaft erwies, denn so konnte sie mit ihrer Begeisterung für den Abend alle anderen 2.857 Besucher anstecken. Und hatte natürlich den allerbesten Blick, praktisch hautnah und mittendrin.

Udo Jürgens & Francis Coletta

Zwar wäre diese Ansteckung "von höchster Stelle" nicht nötig gewesen, denn Udo Jürgens ließ schon mit Betreten der Bühne den Funken der Begeisterung auf alle Plätze überspringen, aber so ergab sich halt eine beinahe familiäre Konzertatmosphäre, die die folgenden zweidreiviertel Stunden einfach nicht verschwinden wollte (und vielleicht auch zur Mäßigung einiger gerne übereifriger Besucher beigetragen haben könnte).

Udo Jürgens gab also tatsächlich sein einziges öffentliche Konzert des Jahres 2013 – solo, also singend und Klavier spielend, einige Stücke gemeinsam mit Francis Coletta (Gitarren). Eine Kombination, die man von den vergangenen Sommersolotourneen kannte. Das war gar nicht weit weg von einem klassischen Kammermusikabend "Gesang & Klavier", der es dann auch über weite Strecken war, bloß daß der Sänger sich selbst auf dem Klavier (oder der Pianist sich selbst singend) begleitete. Selten hat man Udo Jürgens auf einem so hervorragenden Instrument spielen hören, und nur selten hat man ihn in mehr als zwei Stunden Konzertdarbietung so innig verschmolzen mit seinem Klavierspiel und so beseelt von den Texten erlebt.

Francis Coletta

Francis Coletta erwies sich erneut als der bestmöglich denkbare Bühnenpartner für einen solchen Anlaß (mit seiner Kombination aus persönlicher Bescheidenheit und musikalischer Qualität), und die beiden Vollblutmusiker zeigten dann, was es heißt, gemeinsam auf höchstem Niveau "Unterhaltungsmusik" à la Udo Jürgens zu musizieren. Meines Erachtens sogar besser abgestimmt als bei früheren Gelegenheiten, denn nicht nur Jürgens' Klavierpart erschien mir etwas abgespeckter, sondern auch bei den partnerschaftlich besetzten Stücken ließ jeweils der eine dem anderen mehr Raum, als ich es von früher in Erinnerung habe (die freilich täuschen kann, was aber diesen Abend nicht schlechter, nur die anderen besser machen würde).

Nach schwierigen Diskussionen (bzw. Nicht-Diskussionen) zum Thema "Bühnensturm" bei udofan.com und andernorts und unterschiedlichen Darstellungen zu der erst kurz zuvor stattgefundenen Kreuzfahrt sowie wie bei der letzten Hallen-Tournee hatte man veranstalterseitig vor- und fürsorglich den Bühnenvorraum beidseitig mit rot-goldenen Kordeln "abgesperrt".

So gab es keine Gelegenheit, Blumen am Bühnenrand persönlich zu überreichen; ein paar gut gemeinte Sträuße wurden in der Pause dort abgelegt; Udo Jürgens hob sie dann kurz darauf auf und brachte sie zu ihrem Platz am Flügel.

Nachdem der "Gute-Laune-Teil" in der zweiten Konzerthälfte unstrittig begonnen hatte (man hatte sich bereits für die Blumen bedankt, über den Aufbruch nach New York nachgedacht und soeben begonnen, sich an 17-jährige Blondinen zu erinnern), gingen zwei (oft gesehene) Konzertbesucherinnen einfach nach vorne, stellten ihre Handtasche auf die Bühne und passten dann dort auf diese auf. Der Unachtsamkeit des örtlich zuständigen Saalordners geschuldet, konnten sie unbehelligt bleiben, wo sie waren, und wurden bald gefolgt von einem kleinen, ebenfalls häufiger in Erscheinung getretenen Grüppchen von vielleicht fünf Personen. Daraufhin gab es dann allgemein kein Halten mehr – zwei Ordner für ein paar Hundert Menschen, das war eine allzu knappe Kalkulation gewesen. Da auch Fürstin Gloria mitmachte, war das dann der vornehmste je erlebte Bühnensturm, und der ganze Schloßhof verwandelte sich rasch in eine einzige Stehplatzarena.

Wer gedacht hatte, der Fürstin würde das "Bühnenstürmen" zu anstrengend, zu eng oder sonstwie unangenehm geworden sein, weil er sie (wie der Autor dieser Zeilen) plötzlich neben sich verschwunden sah, sah sich getäuscht. Denn kurz darauf tauchte sie auf der Bühne auf, vorne links, eine junge Rollstuhlfahrerin schiebend (laut Mittelbayerische Zeitung ihre Nichte), der im allgemeinen Gedränge wohl die gute Sicht aus der ersten Reihe abhanden gekommen war und die sich nun ganz unvermittelt für den Rest des Abends mit der Fürstin diese beiden exquisiten Logenplätze teilen durfte. Was dann auch zur Folge hatte, daß wirklich alle Besucher (und -innen) an der sichtbaren Begeisterung der Haus- und Schirmherrin teilhaben konnten – denn sie klatschte eigentlich immer zuerst und am meisten … Von den beiden verabschiedete sich Udo Jürgens dann am Ende auch persönlich.

Jetzt aber endlich zu Udo Jürgens:

Er wird im September 79 Jahre. Aber nicht alt! Als Grandseigneur der (nicht nur) deutschsprachigen Unterhaltungskunst versteht er, seine Kräfte einzuteilen (und doch alles zu geben, hochkonzentriert, im Dialog mit dem Publikum singend, die Bühne leichtfüßig erobernd) sowie ein dem Ambiente und Publikum gemäßes Repertoire auszusuchen.

Mit unverändert kräftiger, voller, nuancenreicher Stimme singt er seine Lieder. "Singen" war vielleicht das falsche Wort, jedenfalls an diesem Abend. Er hat die Texte geradezu zelebriert, sich von den Miniaturen und Tiefsinnigkeiten darin mitreißen lassen und dabei so aufmerksam und ausdrucksstark wie selten zuvor seine Geschichten aus dem Leben und für das Leben erzählt, vor dem Publikum ausgebreitet und mit ihm geteilt.

(Beeindruckend, wie er mit brüchiger, kindlicher Stimme den ängstlichen Sohn "Papa, ich weiß nicht, ob ich das will. Ich will mit Dir einen Drachen bau'n ..." zitiert.) Das zugleich klavierspielend, nach 78 Lebensjahren, ohne die stärkende Routine einer Konzerttournee im "Gepäck", im Blickkontakt mit 2.858 Menschen zu können – das ist wahre Größe, und ruht auf einer Gnade, die von höchster Stelle gewährt sein muß.

Im ersten Teil erzählte er vom Beginn seiner Karriere, als er endlich gegen den Willen der Produzenten durchgesetzt hatte, seine eigenen Lieder aufnehmen zu dürfen, die dann sogleich in verschiedenen Sprachen Welterfolge wurden (Zwischenapplaus) – und spielte ein paar Takte "Was ich dir sagen will" beispielhaft an. Und wie er so spielte, ging das Lied immer weiter – zu Francis Coletta: "Jetzt spielen wir es auch zu Ende". Ganz spontan, drei Strophen, drei Sprachen, keine Texthilfe.

Vor der Pause lobte er das Konzertambiente. Nicht nur, weil das Publikum im schönen Abendsonnenlicht besonders schön aussehe, sondern auch, weil dieser Schloßhof ein Konzertort sei, wo er von der Bühne endlich auch einmal das Publikum sehen könne und nicht von den Scheinwerfern geblendet sei; man möge die bei den Schloßfestspielen so wichtige Pause genießen und dann wiederkommen.

Das planmäßige Programm endete nach einer persönlichen Verabschiedung mit der vom Publikum gesungenen Melodie "Liebe ohne Leiden", ebendiesen Lied ausklingend lassend. Dann lange Ovationen und – lange nicht mehr erlebt - "Udo! Udo!"-Rufe. Da kam er dann noch einmal. Lobte die Festivalorganisation und dankte dem Hause Thurn und Taxis für die Ausrichtung, hoffte, daß nach der Erkrankung des "Kollegen" (Elton John) sein Konzert nun ein würdiger Abschluß der Festivalreihe gewesen sei. Daraufhin tosender Applaus für die Fürstin, die sich bei allen (von ihrem Bühnenplatz) winkend bedankte (man behauptet, sie habe dem Autor dieser Zeilen zugewunken). Schließlich, offenbar ganz außer Plan, das ganze "Merci Chérie" als Zugabe – in einer Fassung, mit der er jeden "Songcontest" gewinnen könnte. Schlußworte: "Ich danke Ihnen, und auf Wiedersehen."

Für die Statistiker, die einen Konzertwert anhand der "Texthänger" messen: Dieses Konzert rangiert ganz unten auf der Skala. Unkundige haben nicht einen bemerkt, Kundige konnten nicht mehr als bis fünf zählen. So unwürdig die Diskussion darum ist – woher kommen solche Fehler? Ich erwähnte bereits sein völliges Verschmelzen mit dem Musizieren, dem Klavierspiel, der Atmosphäre; ganz alleine alles können und bewirken zu müssen (kein Orchester, das einfach mal weiterspielt; kein Pepe Lienhard, der rettende Zeichen geben kann; keine Bühnenshow, hinter der man sich verstecken kann) – ja Herrschaftszeiten, da soll alles perfekt sein? Man hat Udo Jürgens selten so gut (und fehlerfrei) Klavierspielen hören! Und Wissenschaftler wissen, daß der Mensch unter tausend Dingen nicht alle fehlerfrei tun kann; hat schon mal jemand nachgerechnet, wie viele Dinge beim klavierspielend singenden Musiker in dreieinhalb Minuten vom Gehirn zu steuern sind? Da muß man wohl eher in Millionen als in Tausend rechnen! Ende der Diskussion.

Karten und Autogramm

Wie kommt man an Karten für einen solchen Abend? Glück, Internet, Freunde … viele Bezugsquellen sind denkbar. Lange ausverkauft, war es aber doch einigen Glücklichen gegönnt, kurz vor Schluß einzelne Karten zum Normalpreis von privat zu kaufen. Eine schöne Geste aller, die nicht auf überteuerte Schwarzmarktpreise spekulierten; nicht bei allen Weltstars-Konzerten ist dies selbstverständlich.

Autogramme gab es nicht, jedenfalls nicht von, vor, auf oder hinter der Bühne. Doch dem Mutigen gehört die Welt, wenn ihm das Glück hold ist – einer anscheinend auf das Selbstverständlichste vorzüglichen Gastfreundschaft gepaart mit dem exzellenten, professionellen Service des Hauses Thurn und Taxis muß hier ausdrücklich gedankt werden. Denn diese machten es möglich, daß eine zaghafte Anfrage nach Überbringung von kurzfristig beschafften Blumen und eilig erstellter Grußkarte und -brief an Udo Jürgens am Nachmittag vor dem Konzert ausgeführt und zwei ebenso bescheidene Autogrammwünsche von ihm höchstpersönlich erfüllt und den dankbaren Bittstellern nachts übereignet wurden.

Achim Hohlfeld und eine Wachsfigur, die Udo Jürgens ähnlich sieht, bei Madame Toussaud's in Wien, mit Originalautogramm vom echten Udo Jürgens aus Regensburg

Fotoalbum

Die Fotos von dieser Seite und ein paar mehr gibt's in meinem  Fotoalbum bei Google zu sehen. Fotografiert haben Achim Hohlfeld und Susanne Pfeifer.

Programmfolge 1. Teil

Ein Bote aus besseren Welten
Begrüßung des im Abendlicht besonders schönen Publikums

Hast Du heute schon gelebt?
"Lebe hier und jetzt - in Regensburg!”

Alles was gut tut

Ist das nichts?
"Kein Verständnis für die jungen Leute mit ‘null Bock’ auf nichts.”

Weichei
"Das Zeitalter der Männer ist vorbei, es beginnt ein feministisches. Was gut ist. Da müssen wir Männer wissen, was Frauen brauchen, doch ist noch wichtiger zu wissen, was Frauen nicht brauchen.”

Soloimprovisation Gitarre / Matador*
Vorstellung Francis Colettas als Professor und hervorragenden Gitarristen (Klassik und Rock) aus Basel, der nur selten auf Konzertbühnen tritt, aber immer gerne mit UJ

Fehlbilanz*

Was ich dir sagen will / The Music Played / Un air sur mon piano*
Erinnerung an den ersten Plattenvertrag mit eigenen Kompositionen gegen den Willen der Plattenfirmen, die dann prompt Welterfolge wurden (20 Millionen vekaufte Platten)
Von "Was ich dir sagen will” wollte UJ als exemplarisch hierfür nur ein paar Takte anspielen, hörte dann aber gar nicht mehr auf und sagte nach der zweiten (englischen) Strophe zu FC: "Jetzt spielen wir’s doch zu Ende”.
Quintessenz dieser Geschichte sei: "Man muß bei seinen Träumen bleiben.”

Der ganz normale Wahnsinn*

Liebe lebt*
(Wäre eine Stecknadel gefallen, man hätte sie gehört.)

Ein ehrenwertes Haus (Originaltext)*

Was wichtig ist*
"Genießen Sie die Pause, solche Abende gibt es wahrscheinlich nicht andauernd!”

Programmfolge 2. Teil

Wir zwei

Vielen Dank für die Blumen

Der gekaufte Drachen

Tausend Jahre sind ein Tag*
"Ich war schon immer von Kinderliedern fasziniert, ihrer guten Naivität. Und so wollte ich auch einmal ein Lied schreiben, das mit ‘Weißt du, wieviel Sternlein steh’n?’ beginnt.”

Dafür brauch ich dich*
"Die Menschen brauchen einander. Wir Künstler, Musiker, Maler, Schriftsteller brauchen Sie. Und Sie brauchen uns.”

Ich war noch niemals in New York*
("Das Dschungelcamp geht gleich los!”)

17 Jahr, blondes Haar / Aber bitte mit Sahne*

Bis ans Ende meiner Lieder*

Mit 66 Jahren (Ausschnitt)*

Zum dritten Mal 25

Zugaben

Griechischer Wein* / Liebe ohne Leiden*

Merci Chérie
Dank an das Haus Thurn und Taxis und Hoffnung, den Abschlußabend der Schloßfestspiele würdevoll gestaltet zu haben.

* mit Francis Coletta, Gitarren

(kursiv gedruckt: Hinweise zu den Anmoderationen zum jeweiligen Titel)

Ohne eine herzliche Danksagung an meine Begleitung darf diese Seite nicht enden. Danke!