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#udo80 — hashtag udo achtzig
Das ist sie also: Mitsubishi Electric Halle (Philipshalle) Düsseldorf Hätte mir jemand 1980, bei meinem ersten Konzertbesuch, als Udo Jürgens so alt war wie ich heute, gesagt, dass wir uns 34 Jahre später wiedersehen — er, unvermindert poetisch und kraftvoll auf der Bühne singend und spielend, ich unvermindert begeisterungsfähig im Saal — man hätte uns beide wohl für verrückt erklärt. Und doch haben wir uns am 4. November 2014 in Düsseldorf wiedergetroffen. Und vier Wochen später sogar noch einmal, in Wien. Was Udo Jürgens als “Gnade” empfand, |
Hier sind meine persönlichen Erinnerungen an “Düsseldorf”:
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Einen sehr persönlichen Bericht mit einer Hand voll wunderbarer Fotos (die ich verwenden darf, danke)
hat Karin Michaeli aus Düsseldorf in ihrem Blog veröffentlicht: Hier klicken ...
Das Programm des Abends:
Erster Teil |
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Die Welt braucht Lieder [1988] |
Offstage, mit E-Piano |
Alles aus Liebe [2014] |
Zwischendurch “Das Orchester Pepe Lienhard” mit Applaus bedacht. |
Was ich gerne wär’ für dich [2014] |
“Hass fällt auf einen selbst zurück. Ein Gefühl, dass ich nicht kenne. Mit diesem Lied möchte ich Ihnen sagen, was ich sein möchte für Sie.” |
Das Leben bist du [2014] |
“Für meine Tochter Jenny, die heute abend hier ist, aber eigentlich für jeden von uns ...: Wir unterschätzen die Kraft unserer Gedanken.” |
Gefangen im Netz [2014] |
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Ich will ich / I Will, I Can [1986] |
im Duett mit Dorothea Loreen |
Ich bin dafür [1982] |
Einer meiner All-time-favorites. Dafür ein besonderer Dank! (Der dezent modernisierte Text tut dem keinen Abbruch.) |
Die Sonne und Du [1983] / |
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Die Krone der Schöpfung [1999] |
“Machet Euch die Erde untertan! Nein. Wir müssen mit der Erde, mit der Umwelt leben, nicht gegen sie.” |
Zweiter Teil |
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Opening: Hautnah [1984] |
“Vielen herzlichen Dank! Schön, dass Sie noch da sind. Es freut mich ungemein, heute abend hier zu sein.” |
Ich würd’ es wieder tun [1981] |
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Der Mann ist das Problem [2014] |
“Männer sind etwas wunderbares. Es sind Genies --- dabei. Manche sind vom Genie etwas weiter entfernt ...” “Haben Sie schon einmal erlebt, dass eine Frau beim Autofahren so // dicht auffährt? Also ich fahre jetzt seit bestimmt 95 Jahren Auto, ich habe das noch nicht erlebt. ... Es ist gut, dass an den mächtigen Entscheidungen in dieser Welt auch Frauen beteiligt sind, dass wir das nicht alleine machen müssen.” |
Tausend Jahre sind ein Tag [1979] |
Garniert mit Solo-Percussion (Billy Kudjo Todzo) und Schlagzeug (Peter Lübke) als Intermezzo Udo Jürgens dankt herzlichst den Musikerinnen und Musikern des Orchesters, mit denen er seit Jahren und Jahrzehnten auf Tournee gehen darf. |
Ich war noch niemals in New York [1982] |
Huch, plötzlich Bühnensturm. Na denn, los! |
Griechischer Wein [1974] |
In der Version, bei der er den Schlage aus dem Lied herausgenommen und den sozialkritischen Kern freilegt - wie weiland schon 2000. |
Ein ehrenwertes Haus [1974] / |
“Es wird wohl Zeit, dass wir ein paar Oldies spielen!” |
Immer wieder geht die Sonne auf [1967] |
Jürgens moderiert das Lied ausführlich an und erzählt, dass er erst durch sein Musical “Ich war noch niemals in New York” auf dieses Liede iweder aufmerksam geworden sei und dadurch erst erkannt habe, was in dem Lied wirklich drin steckt. So präsentiert er es in neuem Gewand, auch vom Schlager befreit, im beinahe kammermusikalischen Duett mit einer der Sopranistinnen. |
Anuschka [1969] / |
Nun kommen ein paar Hits vom Anfang der Karriere (wenn man Ende der 1960er Jahre als Anfang rechnet). Vorschläge aus dem Publikum, während der Anmoderation gerufen, blieben unerfüllt. So gab es weder Jenny, noch weiße Chrysanthemen noch Gin und Rum. Aber den Leuten hat’s gefallen. |
Mitten im Leben (Refrain, instrumental) [2014] |
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Mein Ziel [2014] |
Eigentlich woltle Udo Jürgens immer nur eine Familie ernähren, das war sein Ziel, seinerzeit ... nun ist etwas mehr daraus geworden. Die etwas überkitschte Fassung der CD wird auch hier geboten, aber erträglicher. |
Mitten im Leben (Refrain, instrumental) [2014] |
Anschließend Verabschiedung des Orchesters an der Bühnenrampe |
Bademantel-Finale |
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Merci Chérie [1966] / |
Für Tochter Jenny war es sicher ein bewegender Abschluss, und für UJ wohl kaum weniger - hatten die beiden doch vor dreißig Jahren “Liebe ohne Leiden” aufgenommen. |
Zehn vor Elf-Finale |
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Zehn nach Elf [2014] |
... da erscheint Jürgens genau zwei Minuten später in Sportschuhen, Blue Jeans und weißem Hemd, wirkt optisch etwas derangiert ... und präsentiert ganz intim noch dieses ebenso intime Lied. Beinahe sphärisch erscheint im weißen schulterfreien Abendkleid am anderen Bühnenende die Violinsolistin Asya Sorshneva und begleitet engelsgleich die Schlußstrophe. |
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Zitate: Udo Jürgens, am Konzertabend |
Udo Jürgens 2014 in WIEN
WIen ist immer eine Reise wert.
Anfang Dezember 2014 war es eine besondere Reise: Udo Jürgens und ich, wir “trafen” uns am 5. Dezember 2014 in der Wiener Stadthalle. Er sang und spielte auf der Bühne, ich lauschte und schaute vom Saal aus zu:
Wien im Dezember. Das kann eine gute Jahreszeit sein, wenn der Himmel blau, die Wolken fern und die Sonne gut gelaunt sind. Es kann aber auch einfach schäbig nass-kalt sein. So war es am Freitag, den 5. Dezember 2014. Wie gut, dass einen in einer solchen Situation die Wiener Stadthalle wohlig-warm empfängt, das Personal freundlich ist und man unaufgefordert bis zum Platz geleitet wird, auch wenn es nur die zweitbeste Platzkategorie in der zehnten Reihe (immerhin Parkett) ist. Wo man dann auf k. u. k.-Klappstühlen (= kurz und knapp) doch recht bequem und nah vor der Bühne Platz nimmt. Man erspäht sofort “übliche Verdächtige” (hat das Ticketsystem einen “NRW-Fanblock” vorgesehen?), aber auch Freddy Burger mit Frau und in Begleitung von Dagmar Koller. Es ist der vorletzte Abend dieser Herbst-Tournee, kurz nach dem 80. Geburtstag von Udo Jürgens, und er beginnt recht pünktlich um kurz nach halb acht mit dem Refrain von “Aber bitte mit Sahne” als Piano-Painting, an das sich nahtlos das richtige Openign anschließt. |
Zusammenfassung: Udo Jürgens fliegt mit behender Leichtigkeit und dem selbst gebauten Drachen auf einer Welle aus Sympathie und Begeisterung durch die Wiener Stadthalle
Fazit: Gegen 'Wien' war 'Düsseldorf' ein müdes Vorspiel.
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Auf eine Wiederholung von bereits Gesagtem will ich verzichten. Stattdessen gebe ich hier meine unmittelbaren Eindrücke aus dem Konzert und dem noch lebhaft präsenten Vergleich mit Düsseldorf einen Monat zuvor wieder. |
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Orchester: In Top-Form. Zwar war 'Tausend Jahre sind ein Tag' nicht immer ganz synchron. Doch sonst gab es nur professionelle Bestleistungen zu bestaunen. Kent Stetler kann tatsächlich singen und spontan sein ("I like to sing Udo Jürgens Tune"). Pepe Lienhard ist total entspannt bis enthemmt an diesem vorletzten Abend der Tournee. Und Jörg Sandmeier mag zwar besser aussehen als sein Nachfolger Alex Hendriksen, musikalisch wünsche ich ihn mir hingegen nicht zurück. |
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Natürlich singt Udo Jürgens alles live, kommt beim Text aber nur drei mal etwas durcheinander. Sein Klavierspiel war etwas leise abgemischt, doch was man hörte, war präzise und bedarfsweise locker improvisiert. Seine persönliche Choreografie bei den Liedern, wo er am Klavier sitzt, aber nur singt, war nun deutlich stimmiger. Wie überhaupt das ganze Bühnengeschehen merklich ausgereifter wirkte. So hinterlassen vier Wochen Tournee deutliche Spuren - deutlich angenehme Spuren. |
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Auch Jürgens’ Stimme hatte sich in der Zwischenzeit deutlich stabilisiert, und er selbst wirkte tatsächlich um nicht wenige Jahre jünger als noch einen Monat zuvor. Merklich entspannter, lockerer, risikofreudiger übrigens auch. So geht das also zu, bei den ganz Großen des Showbusiness! |
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Im ersten Teil war das deplatzierte Medley 'Die Sonne und Du / Jeder so, wie er mag' gegen die Geschichte vom 'Gekauften Drachen' (die wir, so UJ, alle kennen) ersetzt. Man darf gegen das Lied wohl einwenden, es sei schon zu oft gespielt worden. Thematisch passte es aber sehr gut in den ersten Teil. Und dass UJ dessen Botschaft besonders am (oder im) Herzen liegt, bewies dann diese ungemein frische, intensive Darbietung, die alle vorherigen vergessen machen konnte und auch in den höchsten Höhen sicher und überzeugend daherkam. |
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Was auch für die anderen Titel aus der ersten Hälfte zu sagen wäre. So wie vieles aus seinem Schaffen seit Jahrzehnten Gültigkeit für sich beanspruchen darf, so beansprucht Jürgens erklärtermaßen für sich, sich auch heute noch über Aktuelles Gedanken zu machen und diese musikalisch als Lieder für das Volk (Volkslieder) in Konzerten vorzutragen. Mögen die Kritiker auch anmerken, dass erst mit den alten Hits im zweiten Teil das Konzert so richtig gezündet habe - der erste Teil sei ihm eigentlich wichtiger. |
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Dass das Konzert in Österreich, Wien, stattfand, gab ihm den erwarteten besonderen Reiz. Bei seinen Lebensstationen, die während des Openings eingeblendet wurden, und in Österreich zu verorten waren, brandete spontan Beifall auf (speziell ganz zu Beginn 'Klagenfurt'). Beim finalen Ort 'Wien' gab es dann gar kein Halten mehr und scheinbar nicht enden wollende stehende Ovationen. Und auch sonst überraschte das Publikum mit Spontaneität — diesmal war ich nach 'Ich bin dafür' nicht der einzige, der aufstand. Und auch vor der Pause gab es für 'Die Krone der Schöpfung' einen langen Sturm aus Begeisterung und Anerkennung. Auch Jürgens selbst war sichtlich gerührt, nach so vielen Jahrzehnten wieder in Wien auf der Bühne zu stehen, und erinnerte ausführlich an seine ersten Gehversuche in den 1950er Jahren im Volksgarten mit dem Orchester Johannes Fehring. |
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Jürgens zeigte sich von Beginn an sicher, locker, selbstironisch, stimmlich bestens disponiert. Die Zwischenmoderationen hatte er im Verlauf der Tournee eben diesem sowie dem Auftrittsort angepasst. 'Die Krone der Schöpfung' war so nicht mehr Kritik an der katholischen Kirche, sondern an der Sorglosigkeit der Menschheit. Zudem flocht er die Entstehungsgeschichte mit seinem übermütigen Brief an Herbert von Karajan ein, der ihn ermutigte, diesen dritten Satz seiner Trilogie mit den Philharmonikern einzuspielen ("Berliner" hat er nicht gesagt, war ja in Wien). Besuche am Bühnenrand verbat er sich ausdrücklich anlässlich eines ersten zaghaften Versuchs, denn das störe den Konzertablauf, sei für die anderen Besucher langweilig und fordere seine Konzentration in einer Weise, was man ihm als jungem Menschen nicht zumuten könne. In Ermangelung der Ein-Mann-Demonstrationen in Österreich erfuhr man vom 'Mann, der das Problem ist' nur kurz, dass darin jede Zeile wahr sei. Und schwupps waren 80 Minuten kurzweilig vorüber. |
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Schade, wirklich schade, dass so viele Zuschauer und Zuschauerinnen es nicht erwarten können, bis im zweiten Teil “endlich” die Party vor der Bühne losgeht. Irgendwie liegt da schon von den ersten Takten an so eine Unruhe in der Luft, kaum spürbar, aber sie verhindert doch die sorgfältig choreografierte Spannung und Stimmung. Denn mit den Titeln “’ich würd’ es wieder tun’ gleich nach dem Opening und der reduzierten Version von ‘Griechischer Wein’ wäre doch soviel Gelegenheit für Besinnung und Nachdenken gegeben. Aber nein! Tausend Augenpaare sind nur darauf aus, wer wagt es, wer traut sich, wer läuft zuerst? Was machen die Saalordner? Wo sind die Wege? Erreiche ich die allererste Reihe Mitte, steht auch niemand zu Großes vor mir? Werden meine Nachbarn wenn schon dann auch richtig mitsingen? Das ist nicht fair den Künstlern auf der Bühne gegenüber, und unverschämt, respektlos und schandhaft ist es, wenn es gegen deren ausrücklichen Willen passiert. Beim Fußball gibt es Stadionverbote ... Hört, ihr Bühnenstürmer, lasst es Euch gesagt sein: Wie schön kann ein Stehplatz in der zehnten Stuhlreihe sein! |
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Im zweiten Teil gab es dann drei Änderungen gegenüber Düsseldorf: Der 'Griechische Wein' wurde vor ’Ich war noch niemals in New York’ eingeschenkt, folgte also auf 'Tausend Jahre sind ein Tag'; einige hundert "Fans" ignorierten die freundlich, bestimmt und ausführlich von UJ selbst vorgetragene Bitte, erst danach zur Bühne zu kommen. Das quittierte er mit deutlichem Missfallen, und mir schien, er wäre kurz davor gewesen, das Lied abzubrechen. Die vordersten Bühnenstürmer wurden dann auch weitgehend von ihm ignoriert, auch wenn das Schild "Danke UDO ganz einfach froh, dass es dich gibt" unübersehbar aus der zweiten Stehplatzreihe bühnenmittig mehr als oft hochgehalten wurde und es sogar bis auf die Hintergrundprojektion schaffte. Zum zweiten wurde das 60er-Jahre-Medley durch 'Merry Christmas' ersetzt, was mit großem Zuspruch aufgenommen wurde (Jürgens schien es ohne Texthilfe locker fehlerfrei bewältigt zu haben). Das Medley vermisste wohl niemand wirklich. Drittens gab es im Bademantelfinale anschließend keine 'Liebe ohne Leiden', sondern — 'Wien', was kaum anders zu erwarten war und beifälligst begrüßt wurde. Alleine deswegen hat sich die Reise gelohnt! |
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Ganz fix gab es dann noch schnell den Kostümwechsel (ohne dududududu, nur Applaus, in gerade einmal anderthalb Minuten bewältigt) und das Finale mit 'Zehn nach Elf'. Wegen der früheren Anfangszeit allerdings schon um halb elf. |
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Sollte es meine letzte Gelegenheit gewesen sein, ein Konzert von Udo Jürgens zu besuchen — es war die bis dahin beste Gelegenheit. Nach meinem persönlichen Höhepunkt in Düsseldorf (erste Reihe, Blumen überreicht) einen Monat zuvor war dies nun der atmosphärische Höhepunkt nach beachtlichen 34 Jahren Tournee-Besuchen. DANKE. |
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P. S. |
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Aufgeschrieben am 7. Dezember 2014 |
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Die Fotos aus Wien, soweit nicht anders angegeben, verdanke ich Susanne Pfeifer,
die mit der Verwendung hier freundlicherweise einverstanden ist.
Eine vollständige Auswahl gibt es in diesem Picasa/Google+ Album - grösser - zu sehen.
Links:
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